Gesagt
getan, also die Plattensammlung, die ich mir mit dem Verkauf von
geschmuggelten Postern „erarbeitet“ hatte, verkauft
um mir irgend so ein Paddel (Jolana-Star), zuzulegen. Es folgten
einige Konzerte mit einer Schülerband, die aber nur hinsichtlich
der Lautstärke erwähnenswert wären. Es sollte noch
ein paar Jahre dauern, bis es soweit war, dass ich mich an die
größere Öffentlichkeit traute. Mittlerweile tauchten
immer mehr härtete Kapellen auf (der NWOBHM nahte).
Eine der Ersten, die ich sah, waren "Formel 1" (damals
noch eher eine Hard Rock Band). Hier lernte ich Norbert Schmidt
kennen und nahm beim Formel 1 Gitarristen Wolfgang Densky für
ein halbes Jahr Gitarrenunterricht. Ansonsten war erstmal üben
angesagt.
1980 war es dann soweit. Ich dachte, scheiß was auf die
Abiturprüfung und scheiß was auf die Asche (drohende
Einberufung zur NVA), wenn Du jetzt nicht anfängst, richtig
Musik zu machen, dann schneid dir die Haare ab, rasier' dir die
Brusthaare und werd' ein dicker Buchhalter.
Also trat ich 1980 dem Schulchor bei (wahrscheinlich auch wegen
der Mädels, war aber auch musikalisch durchaus interessant
z.B. Händel, Bach und die anderen Konsorten), telefonierte
mit dem einzigen Musiker den ich damals von irgendwelchen Konzerten
her kannte, Rocco Stellmacher (der im späteren Verlauf noch
eine größere Rolle spielen sollte). .... der Rest ist
Geschichte. Nach 3 Tagen kam ein Anruf von Sven Rappoldt. Freitag
Abend habe ich 3 Zongs zumVorspielen bekommen („Around the
watchtower“ in der Version von Samson,“You really
got me“ von Van Halen und von Judas Priest „Living
after midnight“). Die Probe war am Sonntag um 10 Uhr. Für
einen unerfahrenen Klampfer nicht sehr viel Zeit, sich neue Songs
reinzuziehen. Aber ohne Schlaf und mit jeder Menge Ehrgeiz wurde
an diesem Sonntagmorgen die spätere „Kaderschmiede
des Ost-Metals“ „METALL“ gegründet.
Nach 5 Wochen Probe und der unausweichlichen Einstufung (Sonderstufe
mit Konzertberechtigung), gings dann mit den Muggen los.
Am 1. Wochenende gleich 4 Gigs. Insgesamt kamen wir im Monat
auf 10-12 Auftritte. Zu dieser Zeit reisten die Metalfans natürlich
jeder Band hinterher, die härtere Töne anschlug, so
dass die Säle immer gefühlt waren und man natürlich
durch die ansässige Staatsmacht auch schon mal das eine oder
andere Auftrittsverbot bekam.
“Sie sprechen die niedrigsten Instinkte der Jugendlichen
an.“Originalzitat eines Ordnungshüters nachdem ich
von der Bühne sprang und ein Solo auf dem Tisch weiterspielte.
Im November 1981 war dann erst mal Schluss, da ich meinen Grundwehrdienst
absolvieren musste. Über diese Zeit und das damit einhergehende
Übungsverbot für ein Jahr decken wir hier mal den Mantel
des Schweigens. Es ist ein Kapitel für sich! 4 Wochen vor
der Entlassung 1983 aus der NVA erhielt ich dann das Angebot bei
„Countdown“ einzusteigen, also Entlassung am Mittwoch
und am Wochenende die ersten 2 Gigs. Hier lernte ich Jackie Lee
Man und Franky Müller kennen. Wegen der üblichen musikalischen
Differenzen, oder was auch immer, trennten wir uns aber nach einigen
Monaten.
Damit war der Weg frei für einen Neuanfang und der hieß
„Merlin“. Mit von der Partie waren hier Mario Le Mole
und Rocco Stellmacher. Hier passte alles zusammen! Wir arbeiteten
ziemlich hart an unserem Programm und hatten schnell einen gemeinsamen
musikalischen Nenner gefunden. Es folgten erste Rundfunkproduktionen
und der Einstieg in die nationalen Hörercharts.
1988 beschlossen wir, ein komplett eigenes Konzeptwerk zu schreiben.“Im
Reich des Zauberers“ war ein Programm, bei dem wir nicht
wussten, ob es von den Fans angenommen werden würde, denn
schließlich hatte man ja noch die Ersatzfunktion für
die westlichen Metalbands zu erfüllen, die die Leute nicht
Live sehen konnten. Das Programm wurde ein großer Erfolg.
Spätestens jetzt wussten wir , als wir vor 2.500 Fans auf
der „Insel der Jugend“im Rahmen des „2. Rocksommers“
auftraten, wir machten einen Fehler. Der einzigste Mensch der
entschied, welche Musik im DDR-Rundfunk produziert wird, wurde
von uns nicht eingeladen. Dabei hatten wir mehrmals versucht,
ihn zu erreichen! Die Plattenfirma wurde jetzt aufmerksam und
wollte das Programm als Konzeptalbum auf den Markt bringen.
Mit dem Fall der Mauer wurde die Idee aber verworfen und manproduzierte
1990 einen Sampler mit 3 Bands (Heavy News mit MERLIN, METALL
und HARDHOLZ). Nach dieser Produktion und einem letzten Konzert
in dem damals bekanntesten Metalclub Berlins, der „Langhansstr.“,
lösten sich „Merlin“ 1990 auf. Man musste zu
dieser Zeit eben viel ausprobieren, verlor sich aber nie ganz
aus den Augen. Ich stieg bei „Sudden Death“ ein und
begründete meine zweite Zusammenarbeit mit Jackie Lee Mann
und Franky Müller, wobei wir jetzt unter dem Namen „Pharao“
firmierten.
1993 planten Mario le Mole und ich einen gemeinsamen Urlaub.
Irgendwo über den Wolken zwischen Berlin und Mailand killten
wir eine Flasche Beam und klagten uns unser Leid. Wir waren mit
den jeweiligen „Gesamtsituationen“ in unseren Bands
nicht richtig glücklich. Wir hatten 2 Wochen Zeit zu planen,
wie und mit wem wir weiter zusammenarbeiten wollten.
Aus Amerika zurück begannen wir an neuen Stücken zu
arbeiten und fanden uns nach nur 2 Monaten im Horus Sound Studio
in Hannover wieder, um die 1. Mind Odyssey Scheibe „Keep
it all turning“ einzuspielen. Mit von der Partie war auch
diesmal Rocco Stellmacher, verstärkt durch Volker Schulz
(drums). Die CD wurde in Europa und in Japan veröffentlicht,
wo sie sehr großen Zuspruch bekam. Es ist immer noch die
meistverkaufte CD von „Mind Odyssey“. Nach dieser
Zeit der sehr engen und intensiven Zusammenarbeit und während
der Arbeiten für die 2. Mind Odyssey Scheibe „Schizophrenia“
trennten sich aber unsere Wege ein zweites Mal.
Bei Mario und mir ist es wie mit einem alten Ehepaar: Man kann
nicht so richtig mit-, aber auch nicht ohne einander.
Ich arbeitete fortan verstärkt als Studiomusiker und Produzent,
brachte mit der Indipendent Band „Dark Voices“ fast
ausschließlich elektronische Musik heraus, bevor ich 1996
meine eigene Band „My Metropolys“ gründete, die
einige regionale Wettbewerbe gewinnen konnte. Während der
Aufnahmen zum Debütalbum kam es aber mit dem damaligen Produzenten
zu erheblichen Streitigkeiten, so dass lediglich ein Song auf
einem Sampler Verwendung fand. Im Anschluss an den Rechtsstreit
hatte keiner mehr so richtig Lust und Kraft, die Band weiter am
Leben zu erhalten, so dass wir uns vorerst trennten.
So nahm die Studio- und Produzententätigkeit einen immer
größeren Platz ein. Neben vielen jungen Musikern die
ich unterstützen konnte, waren aber auch solche Namen wie
„Alphaville“ und „Joachim Witt“ (niemand
werfe mir jetzt hier Verrat vor, es waren Jobs!!!) vertreten.
Ende 2005 begann ich wieder an neuem Material für Metropolys
zu arbeiten. Schnell wurde mir aber klar, dass es kein Album für
einen Sänger ist. „PANDEA“ war geboren. Den Rest
werdet Ihr hören. Abschließend bleibt zu vermerken,
dass mir in meinem Leben nichts so wichtig war, wie unsere Musik.
Die geile Zeit, die wir zusammen hatten, ist noch lange nicht
zu Ende.
„PANDEA“
ist unsere Religion und ein neuer Anfang. Es
geht weiter. Keep it hard and keep it heavy.
Dany
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